Die Nutzung von Windenergie hat eine lange Geschichte, die von mechanischen Windmühlen bis zu den modernen Stromerzeugungsanlagen von heute reicht. Wie die Stromerzeugung genau funktioniert, kannst du hier erfahren.

Windmühle

Menschen nutzen Windräder schon seit mehr als 2000 Jahren. Ab dem 12 Jahrhundert verbreiteten sie sich als Windmühlen, bei denen die Windkraft mechanisch auf einen Mahlstein übertragen wurde. Windmühlen dienten dem Müller zum Mahlen von Getreide und zur Herstellung von Mehl.

Windkraftwerk

Die erste Windkraftanlage zur Stromerzeugung wurde anlässlich der Internationalen Elektrizitätsausstel-lung 1883 errichtet, um Werkzeuge, Lampen und eine Dreschmaschine anzutreiben. Heute erzeugen allein in Deutschland rund 30.000 moderne Windräder Strom. Die meisten befinden sich in Niedersachsen, gefolgt von Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein.

A) Funktionsweise und Komponenten einer Windkraftanlage


Arbeitsauftrag 1.1

  1. Lies den Infotext und beschrifte das Schema einer Windkraftanlage.

Eine Windkraftanlage wandelt die mechanische Windenergie (auch Windkraft genannt) in elektrische Energie um. Sie besteht aus verschiedenen Bauteilen, die zusammenarbeiten.

Eine Windkraftanlage besitzt ein Fundament, das sie fest mit dem Untergrund verbindet. Das Fundament sorgt dafür, dass die Windkraftanlage auch bei starkem Wind stabil steht.

Der Turm der meisten Windkraftanlagen besteht aus Stahl oder Stahlbeton. ist hohl und kann bis zu 120 Meter – manchmal sogar 160 Meter – hoch sein. Der Turm kann hunderte Tonnen schwer sein. Er trägt die schweren Bauteile: Maschinenhaus und Rotor mit den drei Rotorblättern. Im Inneren des Turms verläuft die Kabelstraße, über die der Strom transportiert wird. Außerdem gibt es einen Aufstieg für Technikerinnen und Techniker, um Wartungen und Reparaturen durchzuführen.

Auf dem Turm befindet sich das Maschinenhaus (auch Gondel genannt). Darin sind wichtige Teile verbaut, zum Beispiel der Generator, das Getriebe und die Bremse. An einer Seite sind die drei Rotorblätter (auch Windflügel) montiert. Das Maschinenhaus ist drehbar, um die Rotorblätter stets in die Windrichtung zu stellen. Entsprechende Messinstrumente messen die Windgeschwindigkeit und die Windrichtung. Per Steuerungsanlage wird die Windkraftanlage gedreht, die Stromerzeugung im Generator gemessen und der gesamte Betrieb beobachtet. Weht der Wind zu stark, wird der Rotor gestoppt. Dafür wird eine Bremse benötigt, die auch die Rotorblätter so verstellt, dass sie wenig Windwiderstand bieten.
Trift Wind auf die Rotorblätter auf, setzen sie sich in eine (Dreh-)Bewegung und übertragen ihre Energie über das Getriebe an den Generator.

Der Generator wandelt die Bewegungsenergie schließlich in elektrischen Strom um. Einige moderne Anlagen verwenden auch direkt angetriebene Generatoren ohne Getriebe. Damit der Strom ins Stromnetz eingespeist werden kann, wird er über einen Transformator auf die richtige Spannungsebene gebracht und an einem Netzanschluss in das Stromnetz eingespeist. Das Stromnetz transportiert den Strom der Windenergieanlage zu den Stromverbauchern in Unternehmen, Wohnhäusern oder Schulen.

Windenergieanlagen können Tag und Nacht über das ganze Jahr Strom produzieren, sofern der Wind weht. Aus drei Gründen können Windenergieanlagen abgeschaltet werden: a) sie sind defekt, b) der Wind weht zu stark, c) das Stromnetz kann den erzeugten Strom nicht aufnehmen (das Stromnetz ist voll).

Arbeitsauftrag 1.2

  1. Erkennst du anhand der Beschreibungen, um welches Element einer Windkraftanlage es sich handelt? Wähle das richtige Bauteil aus.
  1. Je höher das Bauteil ist, desto breiter muss es am Fuß sein. Es ist zeitweise hohen Belastungen ausgesetzt, denen es unter allen Betriebsbedingungen sicher widerstehen muss.
  1. Es ist in der Regel kreisförmig und reicht mehrere Meter ins Erdreich, damit die durch den Wind auf die Konstruktion wirkenden Kräfte aus allen Windrichtungen gleichmäßig verteilt werden.
  1. Sie identifizieren die Windrichtung und Windgeschwindigkeit und sind mit einem Regler verbunden, um die Gondel und Rotor auszurichten.
  1. Ein sicherheitsrelevantes Bauteil, das dafür sorgt, dass die Anlage bei Störungen, Wartungsarbeiten oder extremem Wind verlangsamt oder gestoppt werden kann.
  1. Seine Aufgabe ist die Umwandlung der langsamen Drehbewegung der Rotorblätter in die viel schnellere Drehbewegung, die der Generator zur Stromerzeugung benötigt.
  1. Dieses Bauteil überträgt die Drehbewegung der Rotorblätter auf die Rotorwelle.
  1. Dieses Element hat die Aufgabe, die elektrische Spannung des erzeugten Stroms so anzupassen, dass er verlustarm ins Stromnetz eingespeist werden kann. Es erhöht die Spannung von etwa 400 V bis 1.000 V auf 20.000 V (20 kV) (Mittelspannungsnetze) oder 110.000 V (110 kV) (Hochspannungsnetze).
  1. Diese beweglichen Bauteile sind so konzipiert, dass sie Auftrieb erzeugen, wenn der Wind darüber strömt. Ihre Form, Größe und Neigung beeinflussen die Leistung der Anlage.

B) Standortsuche: Einflussfaktoren auf die Effizienz einer Windkraftanlage

Bevor eine Windkraftanlage oder ein ganzer Windpark errichtet werden kann, muss ein geeigneter Standort gefunden werden. Welche äußeren Faktoren können die Stromerzeugung aus Windenergie beeinflussen?

Arbeitsauftrag 2.1

  1. Überlege, welchen Einfluss die folgenden fünf Faktoren auf die Effizienz einer Windkraftanlage haben können. Stelle dazu die Schieberegler ein. Lies erst danach den Infotext.

Faktor: Windhöffigkeit

Die Windhöffigkeit gibt an, mit wieviel Wind an einem Standort gerechnet werden kann.

Wind weht nicht überall gleichmäßig oder gleich stark. An manchen Orten weht der Wind nur selten, wie beispielsweise in Tälern. Solche Standorte kommen für Windkraftanlagen nicht in Frage. Auf großen Freiflächen, beispielsweise auf dem Meer, an Küsten oder auf weiten Feldern, und in Höhenlagen weht der Wind am häufigsten, am stärksten und am gleichmäßigsten. Norddeutschland mit der Ostsee, der Nordsee und vielen Landwirtschaftsflächen ist windreicher als Süddeutschland mit seinen vielen Bergen und den Alpen.

Faktor: Windrichtung

Die Windrichtung gibt an, aus welcher Richtung der Wind weht und auf eine Windkraftanlage auftrifft. Sie kann sich schnell und häufig ändern. Windenergieanlagen können so gedreht werden, dass sie den Wind aus jeder Richtung gut nutzen können.

Die Windrichtung ist grundsätzlich nicht entscheidend, denn moderne Windenergieanlagen können sich in jede Windrichtung drehen. Am effektivsten ist es jedoch, wenn der Wind konstant aus einer Richtung kommt und keine Neuausrichtung nötig ist.

Faktor: Windgeschwindigkeit

Die Windgeschwindigkeit gibt an, wie schnell der Wind weht. Sie ist eine Kenngröße dafür, wieviel Energie der Wind enthält und wieviel Strom erzeugt werden kann.

Je höher die Windgeschwindigkeit an einem Standort ist, desto höher kann der Energieertrag einer Windenergieanlage und eines ganzen Windparks sein. Mit zunehmender Höhe nimmt die Windgeschwindigkeit zu. Bei sehr hohen Windgeschwindigkeiten müssen Windräder jedoch abgeschaltet werden und bei zu niedrigen lohnt ein Betrieb nicht. In Bodennähe bremsen Hindernisse wie Bäume oder Gebäude den Wind und erzeugen Turbulenzen. Die Windgeschwindigkeit hat einen großen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit der Windenergieanlage.

Faktor: Windturbulenzen

Windturbulenzen sind kurzfristige Richtungs- und Geschwindigkeitsänderungen, die einen unregelmäßigen Luftstrom erzeugen. Sie können natürliche Ursachen haben, z. B. unterschiedliche Lufttemperaturen, die ausgeglichen werden. Sie treten oft auch in Orten mit vielen Gebäuden auf.

Windturbulenzen können z. B. durch Berge, Hügel, Bäume, Gebäude oder andere Windräder hervorgerufen werden. Bei Offshore-Windanlagen können Meeresströmungen und Änderungen der Wassertemperatur Windböen erzeugen. Turbulente Luftströme wirken unregelmäßig auf die Rotorblätter von Windkraftanlagen, was dazu führt, dass weniger Strom als bei stabilen Windverhältnissen erzeugt werden kann. Plötzliche Turbulenzen erzeugen außerdem Vibrationen an der Anlage, die zu mechanischen Verschleiß führen können. Windturbulenzen sollten möglichst geringgehalten werden.

Faktor: Luftdichte

Luft besteht aus unterschiedlichen Molekülen, die zusammen die Luftmasse bilden. Luftmassen sind u.a. durch Feuchtigkeit, Temperatur und Luftdruck gekennzeichnet. Treffen unterschiedliche Luftmassen aufeinander, entsteht Wind. Die Luftdichte gibt an, wieviel Luftmasse sich in einem bestimmten Volumen befindet. (Einheit: Kilogramm pro Kubikmeter, kg/m3).

Die kinetische Energie des Windes hängt davon ab, wie viel Masse Luft sich bewegt. Diese Masse ist direkt proportional zur Luftdichte. Je dichter die Luft, desto mehr Energie kann die Windkraftanlage bei gleicher Windgeschwindigkeit erzeugen. Die Luftdichte schwankt abhängig von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftdruck. Ein Unterschied von 5 % bei der Luftdichte führt zu einem 5 % Unterschied in der Energieausbeute – bei sonst gleichen Bedingungen.

Arbeitsauftrag 2.2

  1. Stelle eine Vermutung an: welcher der folgenden vier Faktoren wirkt sich am stärksten auf die Stromgewinnung aus? Tippe das Symbol an.

Arbeitsauftrag 2.3

  1. Überlege, in welchen Alltagsbereichen Möglichkeiten bestehen, Strom aus Windenergie zu nutzen. Beachte dabei, dass Wind weder übers Jahr noch rund um die Uhr zuverlässig und gleichmäßig weht. Ergänze den folgenden Satz:

    Immer wenn der Wind weht, sollten...

C) Bedeutung der Windkraft für die Energieversorgung

Ende 2024 waren in Deutschland rund 28.800 Windenergieanlagen an Land und 1.700 Windenergiean-lagen auf See in Betrieb, die im Jahresverlauf zusammen rund 138 Terawattstunden (TWh) Strom aus produziert haben. (Zum Vergleich: Mit einer Terawattstunde Strom (1 TWh) könnte man etwa 250.000 Haushalte ein Jahr lang mit Strom versorgen. Bielefeld und Jena sind Städte mit ungefähr dieser Anzahl an Haushalten.) Welche Rolle spielt die Windenergie für die Stromerzeugung?

Quelle: https://www.bdew.de/service/daten-und-grafiken/erneuerbare-energien-kennzahlen

Arbeitsauftrag 3.1

  1. Interpretiere das Diagramm zur Bruttostromerzeugung in Deutschland. Überprüfe die folgenden Aussagen: Welche sind richtig, welche falsch? Überlege erst und tippe dann die Checkbox an, um die Lösung zu erfahren.

Arbeitsauftrag 3.2

  1. Plane einen Windpark für deinen Wohnort. Rechne mit einem Stromverbrauch je Familie (nimm pro Familie 3 Personen) von 4000 Kilowattstunden im Jahr. Plane den Windpark mit modernen Windenergieanlagen, die jährlich etwa 10 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom erzeugen.
  1. Recherchiere, wie viele Einwohner dein Ort hat. Berechne, wie viele Haushalte mit jeweils 3 Personen die Einwohner bilden:
  2. Berechne, wieviel Strom die Haushalte deines Wohnortes insgesamt verbrauchen:
  3. Berechne nun, wie viele Windenergieanlagen benötigt werden, um den Stromverbrauch aller Haushalte in deinem Ort zu decken:

Windkraftanlagen und das Klima

Die Klimawirkung von Windkraftanlagen drückt sich aus als Energieerzeugung im Gegensatz zum Energieverbrauch und als CO2-Vermeidung je Kilowattstunde Strom im Vergleich zu anderen Arten der Stromerzeugung. Moderne Windenergieanlagen haben einen geringeren Stromverbrauch und verursachen weniger CO2-Emissionen.

  • Starkwindanlagen erzeugen schon nach 2,5 Monaten mehr Strom als für ihre Herstellung benötigt wurde. Schwachwindanlagen brauchen 3,2 Monate, bis sie mehr Strom erzeugen als sie verbrauchen.
  • Da Windkraftanlagen durchschnittlich 25 Jahre alt werden können, schaffen sie es, etwa 40-mal mehr Energie zu erzeugen, als für Herstellung, Betrieb und Recycling solcher Anlagen nötig ist. Die Energiebilanz ist positiv.
  • Die Windenergienutzung an Land verursacht je Kilowattstunde Strom knapp 10,6 Gramm Treibhausgas (g CO2 je kWh). Im Vergleich: Braunkohlekraftwerke verursachen je kWh Strom etwa 1.054 Gramm CO2, also 58 Mal so viel wie Windenergieanlagen. (Kernenergie: 67,8 g CO2 je kWh, Erdgas: 433 g CO2 je kWh).

Stromspeicher ergänzen die klimaneutrale Stromerzeugung

Windenergie hat den größten Anteil am „grünen Strom“ in Deutschland. Weil Windkraft jedoch nicht immer vorhanden ist und nicht stets gleichmäßig zur Verfügung steht, benötigt die Stromversorgung in windschwachen Zeiten Reserven. Stromspeicher können einen Teil der Stromreserve bieten und sind unabdingbar für das Gelingen der Energiewende.

Durch mehr Elektromobilität, einen stärkeren Einsatz von Wärmepumpen und immer mehr Rechenzentren steigt der Strombedarf in Deutschland und Europa. Batteriespeicher, die Umwandlung von Strom in Wasserstoff und die zeitversetzte Stromnutzung werden immer wichtiger, je mehr Strom aus erneuerbaren Energien bereitgestellt wird.

Denn: Stromspeicher ermöglichen es, wetterbedingte Schwankungen bei der Stromerzeugung aus Wind und Sonne auszugleichen. Dadurch erhöhen sie die Versorgungssicherheit und unterstützen den stabilen Betrieb des Stromnetzes – ein echter Hebel für den Erfolg der Energiewende.